„Lebendig hat man sie mitgenommen. Lebendig wollen wir sie wieder. Solidarität mit den 43 verschwundenen Studenten“; Graffiti in Mexiko. Foto: Wikipedia

Mexiko: Menschenrechtsarbeit unter Lebensgefahr 

Abel Barrera und das Menschenrechtszentrum Tlachinollan

Immer wieder lesen wir in der Zeitung über die Kriminalität in Mexiko, die Morde, die Drogenkartelle, die Angst. Und viel zu selten über jene, die sich dem Druck, den Drohungen, der Gefahr widersetzen.

 

Amnesty hat 2011 einem dieser couragierten Streiter für Menschenwürde und Gerechtigkeit den Menschenrechtspreis verliehen: Abel Barrera, der 1994 das Menschenrechtszentrum Tlachinollan im mexikanischen Bundesstaat Guerrero gegründet und sich zur Aufgabe gemacht hat, die indigene Bevölkerung bei der Verwirklichung ihrer Rechte zu unterstützen. Oft sind diese Menschen nicht einmal der spanischen Sprache mächtig und nahezu wehrlos der Brutalität ausgesetzt, mit der Militär und die organisierte Kriminalität sich immer wieder bekämpfen. Nicht selten arbeiten dabei staatliche Stellen – und das macht es besonders perfid – mit der organisierten Kriminalität zusammen.

Abel Barrera

Die Stiftung Menschenrechte hat auch nach 2011 die Zusammenarbeit mit Barrera und Tlachinollan fortgesetzt und ihn gemeinsam mit Amnesty International im November 2014 zu einer Reise nach und durch Deutschland eingeladen. Unter anderem in Hamburg, Hannover und Berlin gab es Veranstaltungen und Gespräche mit Journalist*innen und Politiker*innen über die Menschenrechtslage in Mexiko und die Arbeit der Organisation.

 

Die war gerade 20 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass schrieb der bekannte mexikanische Journalist und Buchautor Luis Hernández Navarro:
„Den allermeisten Nichtregierungsorganisationen (NGOs) im Lande mangelt es sowohl an Mobilisierungskapazität als auch an guten Verbindungen zu den Gemeinden. Tlachinollan bildet in dieser Hinsicht die große Ausnahme.“ Und er zitiert Abel Barrera: „Als wir anfingen, uns über das Ausmaß an Gewalt seitens staatlicher Stellen klar zu werden, fingen wir an zu verstehen, wie schwierig es ist, schutzlos, in Armut und Diskriminierung zu leben. Es war der Moment, in dem wir verstanden, was es mit dem historischen Widerstand der indigenen Völker auf sich hat, ihrer Ausdauer, ihrem Mut und ihrer Großzügigkeit. Heute wissen wir: Mit ihnen sind wir Verteidiger; ohne sie wäre unser Tun schwach und sinnlos.“

Catalina Prisciliano Elidia, Mutter von Florencia Sánchez Joaquín, Opfer von sexueller Gewalt und Feminizid in der Montaña de Guerrero. Foto: Tlachinollan

Na’Savi -Indigene warten im Büro der Menschenrechtsorganisation. Foto: Tlachinollan

Mütter und Väter der 43 verschwundenen Studenten mit den Bildern ihrer Söhne. Auch sechs Jahre, nachdem die Studenten auf dem Weg zu einer Demonstration verschwanden, ist ihr Schicksal nicht geklärt. Foto: Tlachinollan