Henri Tiphagne bei einem Vortrag in seinem Heimatland. Foto: Oliver Wolff

„People’s Watch“ – das Engagement von Henri Tiphagne in Indien

Die Organisation People’s Watch des indisches Anwalts Henri Tiphagne ist eine der wichtigsten Menschenrechtsorganisationen seines Landes.

Seit 2010 hat People’s Watch systematisch ein Netzwerk engagierter Menschen in Indien aufgebaut, die sich einsetzen gegen Korruption, für Minderheitenschutz, für Gerechtigkeit, Umweltschutz und sexuelle Selbstbestimmung. Bislang konnten schon über 1.000 Menschenrechtsverteidiger*innen geschult werden. Zusätzlich hilft die Organisation schnell und effizient, wenn diese Menschen bedroht werden und beispielsweise in ein Schutzprogramm aufgenommen werden müssen.

 

Auch hier – wie so häufig – war die Antwort der Regierung auf das Engagement der Menschenrechtler*innen: Druck und Drangsal. Konten wurden eingefroren, Mitarbeiter mussten entlassen, Programme eingestellt werden. Von solchen Repressalien ist inzwischen im Übrigen auch Amnesty International selbst betroffen: Im September 2020 sah sich die indische Sektion von Amnesty gezwungen, ihre Arbeit vorerst auszusetzen, nachdem die Konten der Organisation von den Behörden eingefroren wurden.

 

Seit mehr als 20 Jahren ist Henri Tiphagne ein unermüdlicher Kämpfer für die Menschenrechte, der mit seiner Organisation unter anderem Schulprogramme aufgelegt hat und bereits 500.000 Kinder in 18 Bundesstaaten erreicht haben soll. Kein Wunder, dass die Regierung ihn bekämpft und schikaniert. Doch dieser unerschrockene Mann antwortet darauf mit dem vielleicht liebenswürdigsten Satz, den man sich in diesem Zusammenhang vorstellen kann:
„Gewalt, Folter, Unterdrückung. Es ist ein Privileg, helfen zu können.“

Schüler im People’s Watch-Programm. Die Organisation setzt auf Bildung, um Menschenrechtsverletzungen zu stoppen. Ihre Vision: eine Gesellschaft ohne kastenbasierte Diskriminierung und Menschenrechtsverletzungen. Foto: Oliver Wolff

People`s Watch-Treffen: Zusammen spüren sie Verschwundene auf, dokumentieren Polizeiübergriffe und Tötungen, Folter in Gefängnissen und Polizeistationen und verteidigen Aktivistinnen und Aktivisten vor Gericht. Foto: Amnesty

In Zusammenarbeit mit Amnesty International hat die Stiftung Menschenrechte Henri Tiphagne nach Deutschland eingeladen, um ihm Gelegenheit zu geben, seine Arbeit bekannter zu machen. Wir haben insbesondere Treffen mit Unternehmen organisiert, die in Indien wirtschaftlich tätig sind, um Möglichkeiten zu entwickeln, wie diese die Arbeit von „People’s Watch“ wirksam unterstützen können.

Polizeieinsatz in Thoothukudi, Schauplatz zahlreicher Menschenrechtsverletzungen. Die Versuche der indischen Regierung, Menschenrechtsorganisationen wie People’s Watch in ihrer Arbeit zu behindern, sind symptomatisch für einen globalen Trend. Seit mehr als zehn Jahren gerät die Zivilgesellschaft weltweit zunehmend unter Druck. Foto: Amnesty